Die Stadt Bückeburg stiftet einen Herder-Preis für eine Dissertation sowie ein Stipendium für ein Dissertationsprojekt, das einen wesentlichen Beitrag für die Vermittlung und Aktualisierung von Herders Werk, insbesondere seiner Arbeiten der Bückeburger Zeit, leistet. Der Dissertationspreis ist mit 2.500 Euro dotiert. Das Stipendium, mit dem ein Aufenthalt im Niedersächsischen Landesarchiv in Bückeburg unterstützt werden soll, beläuft sich auf 1.500 Euro. Die Preisvergabe soll am 16. September 2021 in der Stadtkirche Bückeburg stattfinden. Der Preis wird unterstützt von der Volksbank in Schaumburg eG und der Schaumburg-Lippischen Landeskirche.
Als der Kosmopolit Johann Gottfried Herder (1744–1803) im April 1771 nach Bückeburg kommt, beginnt eine – im Vergleich zu seiner späteren Zeit in Weimar – zwar kurze, aber überaus produktive und für die Entwicklung seines Werkes ebenso grundlegende wie folgenreiche Zeit. Denn in den fünf Bückeburger Jahren, die literaturhistorisch der Bewegung des Sturm und Drang korrespondieren, formen sich die zentralen Ansichten von Herders umfassendem und ganzheitlich-integrativem Interesse an Welt, Kultur und Geschichte. 1772 erscheint seine Preisschrift „Über den Ursprung der menschlichen Sprache“. Sie bietet einen anthropologisch bestimmten sprachphilosophischen Neuansatz. In seinen berühmten Abhandlungen über Ossian, Shakespeare und über das Volkslied entwirft Herder ein neues, emphatisches Modell von (Welt-)Literatur. Die Konzeption der 1778 erscheinenden Schriften zur „Plastik“ und „Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele“ entwickeln dies weiter zu einer leiborientierten Einfühlungsästhetik und integrativen Wahrnehmungstheorie. Einen Höhepunkt bildet schließlich „Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit“ (1774), in der Herder die aufgeklärt humanistische Idee profiliert, dass jede einzelne Kultur aus sich und ihrer Geschichte heraus zu verstehen ist. Wie keinem anderen gelingt Herder damit vor 250 Jahren die Grundlegung einer umfassenden Synthese von Anthropologie, Theologie, Kunst, Literatur und Geschichtstheorie. Auf diesen Grundlagen werden sowohl die Klassiker Goethe und Schiller, als auch die Romantiker und nicht zuletzt Friedrich Hölderlin am Ende des 18. Jahrhunderts aufbauen.
Mit dem Herder-Preis der Stadt Bückeburg wird 2021 eine zentrale Figur der europäischen Aufklärung geehrt. Herder hat ein ganzheitliches Kulturkonzept entworfen, das die Ideen von Bildung in ihrem zugleich anthropologischen, geschichtlichen und ästhetischen Zusammenhang wirksam sieht. Die Aktualität dieses umfassenden Anspruchs soll durch die Preisvergabe deutlich werden.
Bewerbungen senden Sie bitte bis zum 30. Juni 2021 in Form einer einzigen PDF- oder ggf. ZIP-Datei an Johanna Harmening vom Kulturverein Bückeburg. Weitere Informationen können dem Flyer entnommen werden. Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an Prof. Dr. Lothar van Laak von der Universität Paderborn.
Kulturverein Bückeburg e.V.
Lange Straße 45
31675 Bückeburg
Telefon: 05722/3610
E‑Mail: kulturverein@bueckeburg.de
PS: Warum wir Sie auf diese Ausschreibung hinweisen? Germanistische Ausschreibungen, an denen Mitglieder der GfH im DGV beteiligt sind, können über unseren E‑Mail-Verteiler sowie unsere Website beworben werden. Wenden Sie sich gerne an die Geschäftsstelle des DGV, wenn auch Sie diese Möglichkeiten nutzen möchten.